- Artikel aus Goslarer Zeitung v. 25.08.2018 -
Nachfolger gefunden: Die 25-jährige Malena Kregel steigt kurz entschlossen als Chefin in Gartenbau-Betrieb ein
Entscheidung mit dem Herzen getroffen
Schon während ihres Praktikums habe Wolfgang Düe nach einem Nachfolger gesucht, sagt Malena Kregel. Scherzhaft habe er sie schon als neue Chefin gesehen. Vielleicht sah Wolfgang Düe aber auch damals schon die Möglichkeit, seinen Betrieb einmal in gute Hände weiterzugeben. Malena Kregel hatte sich nach dem Abitur zunächst für Rehabilitationspädagogik interessiert. Nach anderthalb Jahren USA-Aufenthalt entschied sie sich für das Gartenbau-Studium und jobbte in den Semesterferien regelmäßig bei Düe.
Die Nachfragen zur Firmenübernahme wurden im vergangenen Sommer konkreter, vor allem, weil Wolfgang Düe erkrankt war. „Wenn Sie es nicht machen wollen, verkaufen Sie Geräte und Grundstück“, hatte Düe angekündigt.
Malena Kregel beschloss daraufhin, ihre Bachelorarbeit als Betriebsanalyse über die Gartenbaufirma zu schreiben. „Als Musterdingshilfe“, meint sie. „Letzten Endes ist es aber immer eine Herzensentscheidung“, war ihr klar. Die Bachelorarbeit – die sie übrigens mit der Note 1,8 abschloss – hätte ihr den Betrieb eher schwerer gemacht, sagt sie.
Im Dezember hatte sie sich dann entschieden – und gab nach einer Blinddarm-OP darauf. Trotz der Operation war sie sofort wieder im Einsatz. „Ich musste schnell ins kalte Wasser springen, aber das war natürlich nicht gedacht. „Hätte ich gewusst, was auf mich zukommt, hätte ich es trotzdem gemacht“, sagte die Gartenbau-Ingenieurin mit Blick auf die vergangenen viereinhalb Monate.
Denn ein Kraftakt ohne gleichen stand bevor: Noch als Studentin, die im Februar die Bachelorarbeit abgab und im März einen Antrag schreiben hätte, nahm sie einen Kredit auf, um den Betrieb von Dües Familie zu kaufen, und gründete die GmbH.
Dank ihres Entschlusses bleiben die Arbeitsplätze erhalten. Allein der Personalrat von Dües Firma setzt sich zu großen Teilen aus Männern. Da sie häufig krankheitsbedingt von zu Hause aus gearbeitet, habe keine Auftragslisten oder Pläne gegeben. „Ich wusste nicht, wie der Tagesablauf aussieht.“ Passwörter oder PIN von Computer oder Firmenhandy wusste sie nicht. Händler, Adressen, Kontakte, Preise, die Wolfgang Düe selbst kalkuliert hatte, all das kannte sie auch nicht. Und manches hatte sie unterschätzt. „Dass die Friedhofsgrabpflege so umfangreich und wichtig wäre, hätte ich nicht gedacht.“
Energisch packte Malena Kregel ihre Aufgabe an, arbeitete sich durch Dienstpläne, organisierte das Büro, telefonierte mit Kunden und Firmen. Drei Handys liegen auf ihrem Schreibtisch, und zu Hause bei Wolfgang Düe – das öfters mal auch über Nacht.
Im Juni fiel sie selbst dann drei Tage aus. Blinddarm-OP. Und stand am vierten Tag wieder in der Firma. Die Krankheit habe ihr aber auch gezeigt, dass sie nicht 24 Stunden zuständig sein könne, sondern auch an sich denken und Aufgaben abgeben müsse. „Vielleicht mit einer Bürokraft, um selbst auch mehr draußen zu sein.“
Ausbildungs-Betrieb
Seit dem 1. August hat die junge Frau eine Auszubildende. „Nebenbei“ machte sie den Ausbildungsbetrieb aus dem Jahr 2015 zu zertifizieren. Nun hat sie Mitarbeiter im Alter zwischen 22 und 58 Jahren.
„Du musst Zahlen mögen, musst analysieren können, und du musst bereit sein, viel dafür zu geben und nicht auf Freizeit zu bestehen, und du musst gut organisiert sein“, fasst Malena Kregel ihren Werdegang im Familienbetrieb zusammen.
